Wert eines Kunstwerks ermitteln
Kunst richtig schätzen und bewerten
So zahlreich die Gründe für die Wertermittlung sein können – von Erbschaftsangelegenheiten über Versicherungsbewertungen bis zum Verkauf – so zahlreich sind die Faktoren dazu. Wir erklären euch, worauf es bei der Wertermittlung eines Kunstwerks wirklich ankommt.
Kunstwerke erkennen und Wert ermitteln
„Mann findet Picasso auf seinem Dachboden“: Im November 2015 sorgte diese Schlagzeile für Aufmerksamkeit – und bestimmt für die ein oder andere weitere hoffnungsvolle Dachbodendurchsuchung. Als der Finder das Bild jedoch in einem Auktionshaus schätzen lassen wollte, wies man ihn zurück. Es sei nur ein billiges Poster und kein Original. Zu seinem Glück glaubte der Mann an seinen vermeintlich wertvollen Fund, setzte sich mit der Malerei von Picasso auseinander und suchte Kunstexperten auf. Elf Jahre nach der Entdeckung schätzte ein Picasso-Kunstexperte das Bild „Frau mit Hut“ auf stolze 12,2 Millionen Euro – ein unglaublicher Preis für einen Dachbodenfund.
Natürlich ging es bei dem Bild und seiner Wertermittlung in erster Linie um das Prüfen der Echtheit: Handelte es sich tatsächlich um einen Original Picasso? Schließlich zählt Pablo Picasso zu den berühmtesten Malern der Geschichte. Doch es gibt viele weitere Einflussfaktoren, die bei der Bewertung eines Gemäldes ausschlaggebend sind. Dabei geht es sowohl um objektiv mess- und bestimmbare Kriterien wie Provenienz, Zustand oder Medium sowie um relative ästhetische, künstlerische Aspekte. Um eines gleich vorweg zu sagen: Die Ermittlung des Marktwerts eines Kunstwerks ist immer eine Schätzung – letztlich bestimmt der realisierte Verkaufspreis den tatsächlichen Marktwert.
Definition Schätzung: Was ist eine Kunstschätzung?
Die Schätzung von Kunstwerken dient der Erstellung einer möglichst präzisen Prognose für den aktuellen Marktpreis eines Werkes. Dieser Schätzpreis – auch Taxe genannt – ist immer eine Preisspanne und orientiert sich an historischen Vergleichspreisen, am aktuellen Marktmomentum, der Provenienz sowie weiteren Faktoren zur Bewertung eines Kunstwerks. Außerdem werden auch Wirtschaftslage oder grundlegende Trends am Kunstmarkt in eine Schätzung einbezogen.
Kunst bewerten: Faktoren zur Bewertung von Kunstwerken
Kunst ist subjektiv. Es liegt im Auge des Betrachters, welche Aussage ein Werk vermittelt. Anders sieht es jedoch aus, wenn es um Kunst als Wertanlage geht. Da zählt erster Linie die Werterhaltung und -steigerung. Also eine sinnvolle Anlage, die wiederum auf einer belastbaren Schätzung basiert. So ist es bei Kunstwerken als Geldanlage immer wichtig, den aktuellen Marktwert eines Kunstwerks zu rekonstruieren. Mindestens genauso wichtig ist die Einschätzung, wohin sich der Wert des Werks zukünftig entwickeln wird. Doch ob bei Kauf oder Verkauf eines Kunstwerks: Den Wert eines Kunstwerks zu ermitteln, ist keine einfache Mathematik, sondern ein komplexer Prozess. Durch die Berücksichtigung der folgenden Faktoren kann man sich dem tatsächlichen Wert eines Kunstwerks allerdings sehr gut nähern.
Entwicklung und Status des Künstlers
Mit dem Künstler beziehungsweise der Künstlerin steht und fällt der Wert eines Kunstwerks. Ob Picasso, Van Gogh, Banksy oder Ihre Werke werden auf Anhieb mit einem hohen Wert assoziiert, gehören sie doch zu den bekanntesten Künstlern ihrer Epochen. Der Name beziehungsweise der Bekanntheitsgrad ist also ein wichtiger Faktor für die Bewertung einer Arbeit, ob nun Gemälde, Skulptur, Zeichnung oder andere Gattungen. Dabei lässt sich eine Regel definieren: Je berühmter oder relevanter der Künstler, desto wertvoller seine Kunst. Hier lohnt sich ein Blick auf aktuelle Kunst-Rankings sowie auf vergangene Auktionen, Ausstellungen und Auszeichnungen der Künstler. Außerdem wird die Bekanntheit durch aktuelle und zukünftige Ausstellungen und Kooperationen, aufsehenerregende Verkäufe, Kritiken in renommierten Fachpublikationen, der Teilnahme am öffentlichen Diskurs und viele weitere Faktoren hochgesetzt.
Marktentwicklung und Geschmäcker: Motiv, Kontext und Alter
Am Kunstmarkt bilden sich immer wieder neue Trends, die auch in den vergangenen Epochen von besonderen Künstlern und Künstlerinnen geprägt wurden. Ob Kunst gefällt oder nicht, liegt am Ende am persönlichen Geschmack. So bezahlen Sammler*innen teilweise sehr hohe Summen für ein Gemälde, weil sie in diesem eine wichtige Ergänzung für ihre persönliche Sammlung sehen. Etwa, weil das Werk aus einer bestimmten Epoche stammt oder ein besonderes Motiv zeigt. Um den Wert eines Kunstwerks seriös zu bewerten, müssen außerdem die Bewegungen am Kunstmarkt berücksichtigt und die langfristige Entwicklung bedacht werden.
Technik und Größe des Kunstwerks
Für die Bewertung eines Kunstwerks spielen auch die Maße häufig eine wichtige Rolle. Seit der Renaissance existiert sogar eine Formel, die anhand der Größe eines Bildes seinen Wert bestimmen soll: Breite plus Höhe mal den sogenannten “Künstlerfaktor”. Letzterer misst sich am Bekanntheitsgrad des Künstlers beziehungsweise der Künstlerin, der maßgeblichen Einfluss auf den Wert des Gemäldes hat. Besonders relevant ist der Künstlerfaktor bei der Bewertung eines Kunstwerks am Primärmarkt – also bei der erstmaligen Festsetzung des Preises eines Kunstwerks auf dem Kunstmarkt. Möchte man den Wert einer Skulptur oder Plastik mithilfe einer Formel ermitteln, wird zusätzlich die Tiefe berücksichtigt, also: (Höhe + Breite + Tiefe) x Künstlerfaktor. Bei allen Kunstwerken, vorrangig bei Skulpturen, kann außerdem das Material in die Bewertung einfließen. Bei Bildern entstehen hier beispielsweise entscheidende Unterschiede zwischen Aquarell, Ölgemälde oder Acrylbild. Außerdem kommt es natürlich noch auf die Technik – also das Kunsthandwerk – der Kunstschaffenden an. Bestimmte Kombinationen aus Technik und Material sind im OEvre der jeweiligen Künstler*innen besonders selten und in der Regel dadurch zusätzlich gefragt.
Wichtig bei dem Punkt: Die Maße eines Kunstwerks können eine Orientierung für den Preis geben, sind jedoch nur einer von vielen Faktoren zur Bewertung eines Kunstwerks. Auch kleinere, beispielsweise sehr alte Bilder können einen hohen Wert besitzen. Der berühmte Künstler Gerhard Richter sagte einmal dazu: „Breite und Höhe, das ist das Material. Der Faktor, das ist die Willkür.“ Damit bezieht er sich auf sein bekanntes Werk „Sekretärin“, an dem er in jungen Jahren auf Basis der Formel nur 150 DM verdiente. Heute ist das Gemälde rund sieben bis acht Millionen Euro wert – die Formel dient dabei also höchstens noch der Anekdote.
Echtheit: Original oder Fälschung?
Auf dem Kunstmarkt tauchen immer wieder Fälschungen auf, die angeblich echte Gemälde berühmter Künstler*innen zeigen. Sogar für Kunstexperten sind sie teilweise schwierig zu erkennen, weshalb immer mehrere Expertisen eingeholt und Überprüfungen stattfinden sollten. Bestes – für den Kunstmarkt dramatisches – Beispiel für die Wichtigkeit hochpräziser Analysen ist wohl der Fall Beltracchi: Der ehemalige Kunstfälscher hatte über Jahre zahlreiche Bilder im Stil bekannter Maler wie Heinrich Campendonk, Max Ernst oder Max Pechstein gemalt und anschließend am Kunstmarkt verkaufen können. Erst als bei einer Analyse eine moderne Farbe (weiß mit Titandioxid) auf einem Bild nachgewiesen wurde, die zur angegebenen Entstehungszeit noch nicht verwendet wurde, flog der Betrug auf. Um sich nicht einfach auf eine Signatur und den Stil eines Künstlers zu verlassen, sind die meisten wertvollen Gemälde im offiziellen Werkverzeichnis eingetragen. Diese oder eine Echtheitsbestätigung – etwa durch einen Nachlass, einen Werkverzeichnismanager, Kunsthistoriker oder eine naturwissenschaftliche Analyse – gelten in der Regel als Voraussetzungen am Kunstmarkt und belegen die Glaubwürdigkeit entsprechender Preise.
Zustand: Sammlerstücke sind gut erhalten
Wie bei allen Sammelgegenständen ist auch bei Gemälden und Skulpturen der Zustand ein wichtiges Kriterium für den Wert. So bevorzugen Sammler in der Regel perfekt erhaltene Gemälde, die entsprechend wertvoller sind als beschädigte Arbeiten. Je besser ein Bild im Originalzustand erhalten ist, desto wertvoller ist es – insbesondere wenn es sich um sehr alte Gemälde handelt. (Schlechte) Restaurierungen antiker Gemälde können den Preis negativ beeinflussen und sollten – wenn nötig – immer professionell ausgeführt werden.
Nachweise über Provenienz und Ausstellungshistorie
Die Historie eines Kunstwerks (Provenienz) ist entscheidend für seinen Wert. Vor allem wenn sich ein Objekt bereits im Besitz berühmter Sammler befunden hat. Auch vergangene Ausstellungen können einen Mehrwert schaffen: Wird eine Arbeit in einem namhaften Museum ausgestellt, gewinnt es an Ansehen und damit an Wert. Besonders wichtig für die Ausstellungshistorie: Sie muss lückenlos dokumentiert sein, um Eigentumswechsel nachzuvollziehen und die Authentizität des Werkes zu sichern. Schließlich wechseln Kunstwerke im Laufe der Zeit immer wieder ihren Platz und Besitzer, werden verkauft, getauscht, verschenkt, verliehen oder schlimmstenfalls geklaut.
Exklusivität: Seltenheit und Wiedererkennbarkeit
Die meisten Künstler entwickeln während ihrer Laufbahn eigene Stile, die sie wie eine unverwechselbare Handschrift anwenden. So erkennen wahrscheinlich die meisten einen Picasso auf den ersten Blick. Präsentiert eine Arbeit also deutlich den Stil des Künstlers und verfügt über charakteristische Elemente, wirkt sich dies häufig wertsteigernd aus. Ist ein Gemälde des Künstlers zudem eine echte Rarität, punktet es erneut bei der Wertsteigerung.
Quintessenz: Den Wert eines Kunstwerks schätzen
Wie oben beschrieben, wird der Marktwert eines Kunstwerks von zahlreichen Faktoren beeinflusst und stellt immer eine individuelle Momentaufnahme dar, die durch eine Schätzung fundiert werden kann. Erfüllt ein Gemälde einzelne der genannten Kriterien, wird ihm allerdings nicht zwangsläufig ein hoher Marktwert zugesprochen. Genauso ist auch die Berechnung per Formel nur eine mögliche Orientierung zur Wertermittlung. Erst die Kombination aller relevanter Kriterien ermöglicht eine weitgehend genaue Bewertung und Marktpreisfindung von Kunstwerken. Letztlich manifestiert erst die Transaktion eines Werkes seinen tatsächlichen Marktpreis.
Während Echtheitsnachweise und eine lückenlos dokumentierte Provenienz essenziell sind, um hochwertige Kunstobjekte zu verkaufen, können andere Faktoren wie Zustand oder Stil zur Steigerung beziehungsweise Minderung der Kunstbewertung beitragen. Für eine möglichst realistische Schätzung des Marktpreises ist es daher wichtig, sich intensiv mit dem Kunstwerk, seiner Historie, sowie der aktuellen Marktentwicklung zu beschäftigen. Ist das Werk bereits in offiziellen Datenbanken registriert, so sind die meisten Kriterien bereits erfüllt und einsehbar. Der Fokus liegt dann auf aktuellen professionellen Einschätzungen, beispielsweise von Kunstexperten oder Galeristen.
Wertermittlung bei arttrade: Experten- und datenbasiert
arttrade hat eine Methode entwickelt, um das Investment in Blue Chip Art – Kunstwerke der renommiertesten Künstlerinnen und Künstler – zu ermöglichen. Bereits ab 250 Euro können Anleger*innen bei arttrade mittelbar in Kunst investieren. Die Werke selbst sind allerdings wesentlich wertvoller. Unter anderem geht es um Gemälde von Gerhard Richter und Heinz Mack, deren Preise die 100.000 Euro-Marke weit übertreffen. Bei der Auswahl und Bewertung der Werke geht arttrade deshalb präzise vor und bezieht datenbasierte Kriterien in Kombination mit Expertenwissen in die Validierung der Kunstwerke ein. Alle oben genannten Faktoren fließen in diesen Prozess ein. Dabei geht es sowohl um die aktuelle Wertbestimmung als auch um die potenzielle Wertentwicklung, wobei zweitere für die meisten Investoren entscheidend ist.
So nutzt arttrade öffentliche und private Datenbanken wie artnet.de und artprice.com, um zum einen die Wertentwicklung der Künstler allgemein zu prognostizieren. Zum anderen werden anhand von Format und Art des Kunstwerks Vergleichswerke herangezogen und verglichen. Außerdem hat arttrade eine eigene Datenbank entwickelt, in der renommierte Künstler – Blue Chip Artists – recherchiert und eingeordnet wurden, um ihre Marktbewegungen kontinuierlich durch Market Alerts zu beobachten. Weiterer essenzieller Schritt bei der Wertermittlung ist das Einbeziehen der Kunstexperten aus dem Kunst-Netzwerk von arttrade, dem arttrade acquisition comitee. Auf diese Weise bündelt arttrade das Know-how mehrerer Galeristen und renommierter Kunstexperten, die datenbasierte Einschätzungen zu den Assets abgeben. Klar ist: Nur die vielversprechendsten Werke schaffen es in die Auswahl von arttrade.io.
Stabile Investments durch Blue Chip Art
Auch unterschiedliche Künstler-Typen am Kunstmarkt haben einen Einfluss darauf, wie sich ihre Kunst entwickeln wird. Dabei versprechen Blue Chip Artists stabile Investments mit durchschnittlich guten Renditen. „Großen Überraschungen“ beim Investment in Blue Chip Art, dass es zu extremen Abweichungen nach unten kommt, sind äußerst unwahrscheinlich. Werke bisher eher unbekannter Künstler, sogenannter Emerging Artists, können zwar große Renditen erzielen. Diese Investments sind allerdings mit hohem Risiko verbunden und können ebenso große Wertverluste verzeichnen, da die Laufbahn der noch eher unbekannten Künstlerinnen und Künstler von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Selbst für erfahrene Kunstinvestoren tendiert das Investment hier eher zum Glücksspiel, bei Blue Chip Art höchstwahrscheinlich zur sicheren Wertanlage.