Aktuelles vom Kunstmarkt
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1. Auktionshöhepunkte und Jahresrückblick
Trotz eines schwierigen makroökonomischen Umfelds und eines generellen Rückgangs im Kunstmarkt verzeichnete Christie’s einen beeindruckenden Gesamtumsatz von 6,2 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr (8,4 Milliarden US-Dollar) kennzeichnet das einen erheblichen Rückgang. 2022 war jedoch auch das stärkste Jahr in der Geschichte des renommierten Auktionshauses. Ein signifikanter Anteil des Vorjahresumsatzes entfiel dabei auf die Versteigerung der Sammlung des verstorbenen Microsoft-Gründers Paul Allen.
Während die Auktionserlöse in diesem Jahr zurückgingen, stiegen die Privatverkäufe um 5 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar. In Amerika fielen die Auktionsverkäufe um 43 Prozent, während in Europa, dem Nahen Osten und Afrika sowie der Region Asien-Pazifik geringere Rückgänge verzeichnet wurden. Besonders bemerkenswert war der Zuwachs neuer und jüngerer Kunden.
Entgegen dem Trend verzeichnete das Londoner Auktionshaus Bonhams in diesem Jahr ein historisches Umsatzhoch von mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch das deutsche Auktionshaus Ketterer Kunst konnte im Dezember bei seinen Wochenend-Kunstverkäufen einen Gesamtwert von 39,9 Millionen Euro verzeichnen und damit seine erfolgreichste Auktion des Jahres feiern. Darüber hinaus erzielte das Wiener Auktionshaus Dorotheum einen Auktionsrekord mit dem Verkauf einer frühen Pastellarbeit des ZERO-Künstlers Heinz Mack für 494.000 Euro.
2. Kunstmessen im Fokus
Die diesjährige Art Basel Miami Beach 2023 beeindruckte mit einer Vielfalt von Künstlerpräsentationen und einem reichen Programm an Zusatzveranstaltungen. Während sich die Verkaufsdynamik vorwiegend auf Kunstwerke im niedrigen Preissegment konzentrierte, gab es dennoch bemerkenswerte Verkäufe im Bereich von 10 bis 20 Millionen US-Dollar. Ein Höhepunkt war der Verkauf von Gerhard Richters „Grün-Rot-Gelb“ aus dem Jahr 1982, welches für 12,5 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte. Trotz der allgemeinen Zurückhaltung hinsichtlich höherpreisiger Werke besteht weiterhin großes Interesse an bedeutenden Arbeiten renommierter Künstler.
Parallel fand die Untitled Art Fair Miami Beach 2023 statt, die sich auf digitale Innovation und Inklusion konzentrierte. Mit 160 Ausstellern aus 38 Ländern und fast 600 Künstlern war sie eine ihrer größten und vielfältigsten Ausgaben und beleuchtete wichtige Themen wie Geschlechtergleichheit in der Kunst und das Kuratieren im digitalen Zeitalter.
3. Neue Galerieöffnung
Der Galerist und Kunsthändler Johann König eröffnet im ehemaligen Telegrafenamt Berlin eine neue Galerie. Die Eröffnung markiert einen weiteren Schritt in Königs Expansionsplänen – neben den beiden Standorten in Berlin unterhält der Galerist auch eine Niederlassung in Seoul, bald soll Mexiko-Stadt folgen.
4. Power 100-Liste von ArtReview – 1. Platz für Nan Goldin
Die ArtReview Power 100-Liste ist ein angesehenes Ranking der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Kunstwelt. Sie umfasst Künstler, Kuratoren, Galeristen, Sammler und andere wichtige Akteure. Die Liste wird von einer Jury aus 40 Kunstexperten zusammengestellt und zielt darauf ab, die bedeutendsten Figuren in der zeitgenössischen Kunstszene zu ehren. In diesem Jahr sind erstmals in der 22-jährigen Geschichte der Liste ausschließlich Künstler in den Top 10 vertreten. Die US-Amerikanerin Nan Goldin führt das Ranking an, aufgestiegen von zuletzt Platz 8. Die Position reflektiert ihr starkes Engagement für die Meinungsfreiheit von Kunstschaffenden. Das Magazin ArtReview kommentierte, dass die diesjährige Liste „von Künstlern dominiert wird, die ihre Plattformen nicht nur nutzen, um über Freiheit zu diskutieren, sondern sie auch zu praktizieren, indem sie sowohl mit Taten als auch mit Worten (und Bildern) in die drängenden und gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart eingreifen.“ Goldin war unter anderem durch die Unterzeichnung eines kontroversen Briefs zur Unterstützung Palästinas in die Schlagzeilen geraten. Weitere Künstler in den Top 10 sind Simone Leigh, Isaac Julien und Steve McQueen.
5. Phillips soll Sammlung von Kunstberaterin Schiff versteigern
Die Kunstsammlung von Lisa Schiff – einer entthronten Kunstberaterin – steht vor einer möglichen Versteigerung durch Phillips New York. Es ist ein weiterer Schritt in der Abwicklung der “Schiff Fine Art“, die aufgrund von Betrugsvorwürfen und Schadensersatzklagen den Betrieb einstellte. Die Verfahren laufen noch, voraussichtlich sollen mit den Verkaufserlösen jedoch Gläubiger entschädigt werden. Betraut ist damit der Insolvenzanwalt Douglas J. Pick. Dieser hat 231 Kunstwerke Werke identifiziert, darunter Werke von Damien Hirst und Nan Goldin. Der geschätzte Gesamtwert liegt zwischen 1,1 und 1,6 Millionen US-Dollar. Einige der Werke könnten bereits im nächsten Jahr bei verschiedenen Phillips-Auktionen angeboten werden.
6. Behördliche Aktion zur Rettung von Botticellis Meisterwerk
Die italienische Familie Summa war mehr als ein Jahrhundert lang mit der Verwahrung eines Gemäldes von Sandro Botticelli betraut. Nun könnte sie den Besitz des rund 109 Millionen US-Dollar teuren Werks verlieren. Das Gemälde „Madonna mit Kind“ wurde von italienischen Behörden beschlagnahmt, da es sich in einem sehr schlechten Erhaltungszustand befand. Die Beschlagnahmung erfolgte gemäß Artikel 43 des italienischen Kulturerbegesetzes, um die Sicherheit des Kunstwerks zu gewährleisten und seine Erhaltung sicherzustellen. Zuletzt wurde der Zustand des Kunstwerks vor rund 50 Jahren geprüft – danach geriet es für Jahrzehnte in Vergessenheit.