Ein Überblick über den aktuellen Kunstmarkt
Foto: Eric Park / Unsplash
1. Auktionshöhepunkte in New York
Im November waren die Auktionen von Christie’s, Sotheby’s und Phillips in New York erneut der Mittelpunkt des Kunstmarktes. Die Versteigerung von Kunstwerken des 20. und 21. Jahrhunderts führte zu einem Gesamtumsatz ca. 2,1 Milliarden US-Dollar. Christie’s allein erzielte einen Umsatz von rund 759,5 Millionen US-Dollar – und das ohne die Auflösung einer großen Sammlung.
Sotheby’s wiederum nahm allein aus der „Emily Fisher Landau Collection“ 424,5 Millionen US-Dollar ein. Einen besonderen Höhepunkt markierte das Werk „Femme à la montre“ von Pablo Picasso, bei dem für knapp 140 Millionen US-Dollar der Auktionshammer fiel. Es ist damit das teuerste Werk des Jahres und die zweitteuerste jemals versteigerte Arbeit von Picasso.
Das Auktionshaus Phillips verzeichnete mit 155 Millionen US-Dollar den zweithöchsten Umsatz seiner Geschichte, erzielt unter anderem durch Werke wie Gerhard Richters “Abstraktes Bild (636)“, das für 34,8 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte. Diese Ergebnisse weisen auf die Resilienz des Kunstmarktes hin. Insbesondere das Blue Chip Segment läuft trotz globaler Unsicherheiten verhältnismäßig stabil.
2. Kunstmessen im Fokus
Die Art Basel Hong Kong plant im März 2024 mit insgesamt 242 Galerien aus 40 Ländern an den Start zu gehen. Damit wäre sie auf dem Niveau vor der Pandemie und hätte ihre Größe im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gesteigert. Zum Vergleich: Die Art Cologne präsentierte im November 170 Aussteller. Insbesondere namhafte Galerien mit etablierten Künstlern verzeichneten gute Verkäufe. Für Aufsehen sorgte ein unbekanntes Kunstwerk von Anselm Kiefer, das für 1,2 Millionen Euro verkauft wurde und den höchsten Umsatz der Messe erzielte.
3. Unruhen in der Kulturszene:
Das gesamte Kuratoriumssuchkomitee für die Documenta 16 ist zurückgetreten, was in der Kunstwelt für weitreichende Diskussionen sorgt. Dieser Schritt erfolgte vor dem Hintergrund der Kontroversen rund um den Israel-Hamas-Konflikt und der Debatte um Meinungsfreiheit in der Kulturszene. Mit der ungewissen Zukunft der für 2027 geplanten Documenta 16 steht eine der wichtigsten Veranstaltungen im zeitgenössischen Kunstkalender vor einer Neuausrichtung.
4. Internationales Auschwitz-Komitee ehrt Gerhard Richter
Als Dank für die dauerhafte Überlassung von vier Richter-Gemälden aus dem „Birkenau-Zyklus“ besuchte das Internationale Auschwitz-Komitee (IAK) den Künstler in seinem Atelier in Köln. Dort wurde ihm im November die Statue des umgekehrten „B“ überreicht. Das Symbol erinnert an den Widerstand der Gefangenen in Auschwitz, die diesen Buchstaben beim Zusammenschweißen des Schriftzuges „Arbeit macht frei“ aus Protest verkehrt herum setzten. Die Statue überreichte der 97 Jahre alte Auschwitz-Überlebende und Präsident des IAK, Marian Turski. Vor Richter wurden bereits Papst-Franziskus und Prinz Charles mit diesem Symbol geehrt. Richter bereitet derzeit mit dem Komitee die Ausstellung seiner Birkenau-Gemälde in einem von ihm entworfenen Museum in Auschwitz vor.
5. Gestohlenes Cortés-Gemälde nach 60 Jahren in Großbritannien wiedergefunden
Kürzlich entdeckten Kunstexperten ein in den 60er Jahren aus einer New Yorker Galerie gestohlenes Gemälde des französischen post-impressionistischen Künstlers Edouard-Leon Cortés. Ursprünglich gehörte es zu einer beeindruckenden Sammlung von etwa 3.000 Kunstwerken, die in den 1950er und 1960er Jahren aus der Herbert Arnot Gallery in New York verschwanden. Die Art Recovery International spielte als Spezialist für Kunstwiederherstellung eine Schlüsselrolle bei der Rückführung des Werkes. Der Verantwortliche für den Diebstahl – ein früherer Lehrling der Galerie – wurde zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Das Gemälde wurde an seine ursprünglichen Besitzer, die Herbert Arnot Gallery, zurückgegeben, wodurch ein bedeutendes Stück Kunstgeschichte bewahrt werden konnte.
6. Revolutionäre neue Technologie in Museen
Das Art Fund Projekt U.K. ermöglicht es Museumsbesuchern, ihre Gehirnreaktionen auf Kunstwerke in Echtzeit zu visualisieren. Diese innovative Technologie wurde zunächst in der Courtauld Gallery in London getestet. Ab 2024 wird sie in ausgewählten britischen Museen eingesetzt, wobei drahtlose EEG-Headsets zur Messung der Gehirnwellenaktivitäten zum Einsatz kommen. Auf einem großen Bildschirm können Besucher dann beobachten, wie unterschiedlich das Gehirn auf verschiedene Kunststile reagiert. Das Projekt zielt darauf ab, das Interesse an Kunst zu wecken und deren emotionalen Einfluss auf Menschen zu verdeutlichen.
7. Wiederöffnung des Kunstpalasts Düsseldorf
Nach einer dreijährigen Sanierungsphase öffnete das Düsseldorfer Museum Kunstpalast am 21. November wieder seine Türen. Ein historischer Rundgang durch 49 Säle präsentiert rund 800 Werke aus verschiedenen Epochen und Kunstformen, darunter Gemälde, Skulpturen und Alltagsgegenstände. Einige der ausgestellten Werke sind erstmals öffentlich zu sehen. Der Kunstpalast-Direktor Felix Krämer betont den Fokus auf die Geschichte hinter den Werken, nicht auf die Namen der Künstler. Zu den weiteren Neuheiten gehören spezielle Kinderbereiche, eine Kunstpalast-App mit Audioguide und Hintergrundinformationen sowie ein renovierter Innenhof mit Café. Die Sanierung kostete rund 50 Millionen Euro.
8. Kunstakademie Düsseldorf feiert 250. Jubiläum
Anlässlich ihres 250. Jubiläums veranstaltete die Kunstakademie Düsseldorf ein Festessen, bei dem mehr als 400 Gäste an einer 125 Meter langen Tafel teilnahmen. Ein besonderes Highlight war die Koch- und Speiseperformance von Arpad Dobrian, bei der Lebensmittel und Speisen in einem kreativen Rahmen präsentiert wurden. Diese Performance spiegelte sein künstlerisches Schaffen wider, das sich auf die Herstellung, Verarbeitung und Präsentation von Lebensmitteln sowie auf die sinnliche Wahrnehmung von Essen konzentriert. Arpad Dobrian ist ein bildender Künstler und war Meisterschüler von Nam June Paik an der Kunstakademie Düsseldorf. Darüber hinaus präsentierten Studierende mehr als 50 Projekte in den Gängen und Treppenhäusern der Kunstakademie. Die Feierlichkeiten fielen mit einer turbulenten Wahl zusammen, bei der die aktuelle Rektorin Fioretti nach einer Wiederholungswahl im Amt bestätigt wurde.
9. Nan Goldin wird 2024 mit europaweiter Ausstellungen geehrt
Die Neue Nationalgalerie präsentiert Nan Goldin mit der Retrospektive „This Will Not End Well“, die sechs Räume mit Diashows und Filmprojektionen umfasst, begleitet von Ton und Musik. Goldins Werke thematisieren Geschichten von Liebe, Intimität und Sucht und greifen dabei ihre ursprüngliche Vision auf, wie Betrachter ihre Kunst erleben sollten. Die Ausstellung residiert von 2024 bis 2025 auch im Moderna Museet, Stockholm, dem Stedelijk Museum in Amsterdam, dem Pirelli Hangar Bicocca, Mailand und dem Grand Palais, Paris.