1. Image-Schaden für Mönchengladbach als Kulturstandort
Seit den 80er-Jahren stand die Skulptur „Drei Stufen (Großer Rhythmus)“ von Heinz Mack am Kapuzinerplatz in der Innenstadt. Sie verkleidete die Lüftungsanlage der dortigen Tiefgarage. Im Rahmen der Neugestaltung des Platzes musste die Skulptur vorübergehend weichen. Nun wurde überraschend beschlossen, dass die Skulptur aufgrund der Kosten weder dort, noch an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden, sondern dem Künstler in Einzelteilen zurückgegeben werden soll. Die Entscheidung des Kulturdezernats wird stark kritisiert, die kulturpolitischen Sprecher der ansässigen CDU und FDP bemängeln neben fehlender Kommunikation und Mitsprache in dieser Entscheidung außerdem die fehlende Suche nach Sponsoren. Heinz Mack, der seit Jahrzehnten in Mönchengladbach lebt und arbeitet und Ehrenringträger der Stadt ist, fertigte die Skulptur im Auftrag der Stadt an. In Mönchengladbach stehen noch drei weitere große Skulpturen des Künstlers. Lokale Zeitungen und Unternehmen zeigen sich sprachlos über diese Entscheidung und wollen sich nun gemeinsam dafür einsetzen, einen Standort sowie einen Finanzier für den Neuaufbau der Skulptur zu finden.
2. Gagosian schließt einen Londoner Standort
Die größte und bekannteste Galerie der Welt, Gagosian, hat derzeit noch drei Standorte in London – der an der Britannia Street bei Kings Cross wird nun aufgrund von Baumaßnahmen am Gebäude geschlossen. Gagosian gab bekannt, keine neue Immobilie für den Standort zu suchen, sondern eine Initiative für Kunst im öffentlichen Raum zu starten. Unter dem Namen „Gagosian Open“ werden ab Oktober Installationen in ganz London stattfinden. Teilnehmende Künstler:innen und genauere Details werden in den kommenden Wochen und Monaten bekanntgegeben.
3. „Figur!“ im Skulpturenpark Waldfrieden
Tony Craggs Skulpturenpark wurde vor 15 Jahren eröffnet – anlässlich des Jubiläums finden in diesem Jahr viele Ausstellungen im Park und der Halle statt. Eine davon ist „Figur!“, die noch bis zum 20. August läuft. Die Ausstellung wurde von Cragg gemeinsam mit Roland Mönig, dem Museumsdirektor des Von der Heydt-Museums Wuppertal, kuratiert. Sie zeigt 50 Skulpturen aus den Jahren 1950-1980, die den menschlichen Körper darstellen. Viele der Skulpturen werden erstmalig gezeigt.
4. „Operation Pandora“ deckt auf – über 11.000 gestohlene Kunstwerke wurden 2022 beschlagnahmt
Anfang Mai wurde der Bericht der europäischen Polizeibehörde Europol veröffentlicht, die mit der „Operation Pandora“ gegen internationalen Kunstdiebstahl ermittelte. Unter spanischer Führung wurde gemeinsam mit Europol in 14 europäischen Ländern ermittelt. Insgesamt konnten 11.049 gestohlene Kunstwerke aus verschiedenen Jahrzehnten beschlagnahmt und 60 mutmaßliche Diebe verhaftet werden. Die Operation Pandora läuft bereits seit 2016, gemeinsam mit Europol wurden in einer Datenbank mehr als 150.000 verschwundene kulturelle Objekte erfasst. Die vergleichsweise geringe Zahl an Verhaftungen gegenüber den gestohlenen Werken zeigt, dass Kunstdiebstähle meist von wenigen gut organisierten Banden durchgeführt werden.
5. Das MoMA PS1 in New York bekommt eine neue Direktorin
Connie Butler wird ab September 2023 das Amt übernehmen. Das MoMA PS1 ist der Teil des Museums of Modern Art in New York, der sich mit Gegenwartskunst beschäftigt. Connie Butler arbeitet seit 2013 als Chef-Kuratorin des Los Angeles Hammer Museum. Butler trug wesentlich dazu bei, das Museum zu einem bekannten Standort für Contemporary Art zu machen. Der MoMA Direktor Glenn Lowry freut sich darauf, wieder mit Connie Butler zu arbeiten. Vor ihrer Zeit in Los Angeles kuratierte sie sieben Jahre lang für das MoMa das Genre „Zeichnungen“.
6. KAWS gewinnt Counterfeit-Prozess
Dem Künstler Brian Donnelly, bekannt als KAWS, wurden Anfang Mai 900.000 US-Dollar als Entschädigung zugesprochen. Der Verurteilte Dylan Joy An Leong Yi Zhi hatte in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Penthouse Theory und Penthouse Collective aus Singapur Fälschungen von 154 KAWS Figuren und Kunstwerken hergestellt und vertrieben. Auf seiner Website nannte Leong die Werke „handgemachte Reproduktionen“ und verkaufte sie für einen sehr geringen Preis. Der Prozess lief seit 2020.
7. Rekord-Preise bei Sotheby’s in New York
Bei der jährlichen Frühjahrsauktion im Mai wurden Werke vieler Blue Chip Künstler:innen versteigert. Das sind die diesjährigen Top-Ergebnisse: Das Werk „Insel im Attersee“ (1901) von Gustav Klimt wurde als teuerste Arbeit der Auktion vorab auf ca. 45 Millionen US-Dollar geschätzt. Ein japanischer Privatsammler ersteigerte es für 53,2 Millionen US-Dollar. 4096 Farben“ von Gerhard Richter erzielte 21 Millionen US-Dollar. Die Skulptur „Spider“ (1996) von Louise Bourgeois wurde für 32,9 Millionen US-Dollar versteigert. Die Auktion lieferte insgesamt hohe Ergebnisse, viele sogar deutlich über der indikativen Einschätzung. Ein Beleg dafür, dass das Segment Blue Chip Art weiterhin exzellente Wertsteigerungen erzielt.
8. Nan Goldin im Interview
Das GQ-Magazin traf Fotografin Nan Goldin exklusiv in ihrer Berliner Wohnung. Im Interview ging es hauptsächlich um den Käthe-Kollwitz-Preis, der Goldin im März verliehen wurde und um den Film „All the Beauty and the Bloodshed“, der ihr Leben und den Kampf gegen das Pharma-Unternehmen der Familie Sackler porträtiert. Der Kino-Film gewann einen Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig und war für den Oscar in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ nominiert. Er läuft seit Ende Mai in den deutschen Kinos. Goldin zählt zu den bekanntesten Fotograf:innen der Welt. Das Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe der GQ. Auch wir haben ein Werk von Nan Goldin in unserem Portfolio, für das noch wenige Token zu haben sind. Hier finden Sie „Black“.
9. Die RIBOCA – Riga International Biennial of Contemporary Art findet wieder statt
Im August wird die Kunstmesse nach einem Jahr Pause aufgrund des Ukraine-Krieges wieder in Riga, Lettland eröffnet. Bisher wurde die Biennale vor allem über russische Gelder finanziert, das ist seit dem Kriegsausbruch nicht mehr der Fall. Agniya Mirgorodskaya, Gründerin der RIBOCA, hat stattdessen amerikanische Sponsoren gefunden. Die Biennale wird vom deutschen Galeristen René Block kuratiert. Nach der kriegsbedingten Pause wurde neben der Spendenstruktur auch das Portfolio der Messe angepasst und einige Künstler:innen neu ausgewählt. Der Ukraine-Krieg wird in vielen Werken eine zentrale Rolle spielen.
10. Überraschungskauf bei der Salvation Army
Die New Yorkerin Nancy Cavaliere kaufte versehentlich vier handbemalte Teller für insgesamt acht US-Dollar bei der Salvation Army. Zuhause fiel ihr auf, dass einer der Teller die Signatur von Pablo Picasso zeigte. Das machte Cavaliere stutzig, sie recherchierte online und konnte ihr Glück kaum fassen: Alle vier Teller wurden tatsächlich von Picasso bemalt. Inzwischen hat sie drei der vier Teller für insgesamt mehr als 40.000 US-Dollar bei Christie’s versteigert. Den vierten Teller mit Picassos Signatur möchte Cavaliere noch aufbewahren und irgendwann für ihre Tochter versteigern. Seit diesem Glücksgriff geht sie gern auf Flohmärkte und hatte tatsächlich bereits ein zweites Mal Glück. Sie kaufte einen Jumpsuit von Alexander McQueen für 20 US-Dollar und verkaufte ihn dann online für 8.000 US-Dollar. Also: Augen auf bei der Schnäppchenjagd.
11. Richters bemalte Kirchenfenster werden Motiv für Sonderbriefmarken
Zu Weihnachten gibt es jedes Jahr Sonderbriefmarken, meistens mit kirchlichem Motiv. Das Bundesfinanzministerium gab Ende Mai bekannt, dass die nächste Auflage auf den Arbeiten von Gerhard Richter basieren wird. Er gestaltete die Fenster in der Tholeyer Benediktinerabtei 2021, kurz bevor er sein Gesamtwerk für beendet erklärte. Die 9,30 Meter hohen Fenster ziehen viele Kunstinteressierte in die Kirche, es werden Führungen vor Ort angeboten.
12. Erkenn Sie AI-Kunst?
Anfang Mai hat Google das neue Spiel „Odd One Out“ veröffentlich. Der Spieler sieht vier Bilder und muss erkennen, welches davon von künstlicher Intelligenz – auch Artificial Intelligence oder kurz AI – erschaffen wurde. Das ist gar nicht so einfach! Hier können Sie es ausprobieren.