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Die Art-News aus dem Sommer 2023 (Juni – August)

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Die Art News bietet Ihnen monatlich ein umfassendes Update zum Kunstmarkt. Wir sammeln und präsentieren bedeutende Entwicklungen, relevante Neuigkeiten über unsere Künstler sowie aktuelle Informationen aus der Kunstszene. Dadurch bleiben Sie sowohl als Investor als auch als Kunstliebhaber stets bestens informiert und auf dem neuesten Stand.
Banner mit dem Schriftzug Art News für die Sommerausgabe 2023

1. Picasso-Gemälde bricht in Kölner Jubiläumsauktion alle Rekorde

Das Auktionshaus Van Ham in Köln verzeichnete in seiner 500. Auktion den höchsten Zuschlag seiner Geschichte. Das Picasso-Gemälde „Buste de femme“ aus dem Jahr 1971 wurde für insgesamt 4,35 Millionen Euro an einen Schweizer Bieter verkauft. Laut Kunsthistorikern zeigt das Gemälde ein Porträt von Jacqueline Roque, der zweiten Ehefrau Picassos. Es war Bestandteil einer deutschen Privatsammlung und wurde initial auf 1,5-2,5 Millionen Euro geschätzt.

 

2. Osthaus Museum Hagen kauft Renoir-Gemälde zurück

Das Museum ist seit 1989 im Besitz des Gemäldes „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ des Künstlers Pierre-Auguste Renoir. 2007 wurde das Werk jedoch als Raubkunst identifiziert. Es stammt aus der Kunstsammlung des deutsch-jüdischen Bankiers Jakob Goldschmidt, der 1933 aus Deutschland floh. Seine Sammlung wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und versteigert. Nun einigte sich das Osthaus Museum Hagen mit den Goldschmidt-Erben und der Kulturstiftung, restituierte das Werk und kaufte es anschließend zurück. Das Gemälde bleibt nun Teil der Museumssammlung und wird künftig mit Informationen zu seiner komplexen Provenienz und Geschichte ausgestellt.

 

3. Kunstmäzen Werner Schneider trennt sich von einem großen Teil seiner Sammlung

Von Juli bis Anfang September stellte der ehemalige Insolvenzverwalter und Kunstliebhaber seine Werke in Neu-Ulm aus und bot die rund 500 Gemälde und Skulpturen von Joseph Beuys, Menno Fahl, Enrico Bach, Barbara Husar, A. R. Penck, Gerhard Richter, Mel Ramos und vielen weiteren Größen aus dem 20. und 21. Jahrhundert zum Verkauf an. Grund für die Auflösung der Sammlung soll ein Platzproblem sein, Schneiders Werke waren bisher im Venet-Haus in Neu-Ulm ausgestellt. Dieses wird von der Stadt nun anderweitig gebraucht. Damit die Kunst weiterhin gesehen werden könne und nicht eingelagert werden müsse, verkaufte Schneider nun alles, was er nicht anderweitig unterbringen konnte. Die Ergebnisse und Verkäufe werden derzeit noch gesammelt und geordnet, der Andrang soll groß gewesen sein.

 

4. Orlando Museum klagt gegen früheren Direktor

Vor einiger Zeit berichteten wir bereits über den Skandal der Basquiat-Fälschungen, die 2022 im Orlando Museum ausgestellt werden sollten und dann von der Kunst-Abteilung des FBI beschlagnahmt wurden. Der ehemalige Direktor Aaron De Groft wurde daraufhin entlassen. Jetzt steht er vor Gericht: Das Museum wirft ihm vor, Teil des Fälschungs-Ring gewesen zu sein. Es geht um Betrug, Verschwörung und Vertragsbruch.

 

5. Art Basel erzielt Rekordverkäufe trotz globaler Krisen

Entgegen der globalen Krisenstimmung lief die wohl bedeutendste Kunstmesse der Welt im Juni exzellent. Über 280 Galerien aus mehr als 35 Ländern präsentieren Werke von rund 4.000 Künstlern. Schon bei der VIP-Besichtigung vor offizieller Öffnung der Messe kam es zu zahlreichen rekordverdächtigen Verkäufen. Werke von Pablo Picasso, Joan Mitchell und Louise Bourgeois wurden zwischen 12 und 40 Millionen Euro verkauft. Ein Gemälde von Gerhard Richter aus dem Jahr 2023 wurde für 2,2 Millionen Euro verkauft. Für besonderes Aufsehen sorgte das Werk „Untitled“ von Mark Rothko mit 55 Millionen Euro. Die Messe konnte ihren Gesamtumsatz von 2022 deutlich steigern, die genaue Zahl wird im kommenden Art Market Report bekannt gegeben. Die erfolgreiche Messe zeigt erneut, dass der Kunstmarkt allen derzeitigen Krisen zu trotzen scheint.

 

6. 30 Jahre Kunsthalle Osnabrück

Am 8. Juli 2023 feierte die Kunsthalle ihr 30-jähriges Bestehen. In den Ausstellungsräumen des ehemaligen Dominikanerklosters mit angeschlossener Kirche aus dem 13. Jahrhundert findet das ganze Jahr über ein Jubiläumsprogramm statt. Geplant sind unter anderem eine Ausstellung mit dem Künstler Aram Bartholl, eine imposante Gebäudeverhüllung des Künstlers Ibrahim Mahama, eine Gruppenausstellung lokaler Gäste, Künstlerinnen und Künstler und Initiativen im Kirchenschiff sowie viele weitere Aktionen. Die Feierlichkeiten fanden und finden unter der Frage statt, wie wir uns in Zeiten von Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit den Herausforderungen einer nachhaltigen Gesellschaft stellen können und wie eine Institution wie die Kunsthalle zukünftig gestalten werden soll.

 

7. Versteigerung der Sammlung „Love Story“

Am 19. Oktober werden 40 Exponate aus der privaten Sammlung von Anne und Wolfgang Titze mit Werken von Gerhard Richter bis Yayoi Kusama bei Christie’s in Paris versteigert. Als Verkaufsgrund geben die beiden Sammler an, einige Werke wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen, statt sie nur zu besitzen. Die Werke aus der Sammlung zeigen entgegen der ersten Vermutung keine Liebes-Motive. Der zärtliche Titel steht viel mehr für die Liebe des Sammlerpaares zur Kunst. Die Dokumentarfilmerin und der Unternehmensberater kauften ihr erstes Kunstwerk 1955, ihre Sammlung wurde inzwischen mehrfach museal ausgestellt.

 

8. Wechsel an der Spitze des Albertina Museums in Wien

Der Kunst-Historiker Ralph Gleis wird ab 2025 der neue Generaldirektor des Museums. Er löst damit Klaus Albrecht Schröder ab, der seit 1999 im Amt ist und in den Ruhestand tritt. Gleis, derzeit noch Direktor der Alten Nationalgalerie in Berlin, ist ein Experte für die klassische Moderne und Kunst des 19. Jahrhunderts. Das Albertina Museum ist eines der führenden Museen in Europa und zeigt dauerhaft Werke von Künstlern wie Paul Cézanne, Gustav Klimt, Egon Schiele, Albrecht Dürer, Leonardo da Vinci, Georg Baselitz und Andy Warhol.

 

9. Deutscher Nationalpreis geht an Anselm Kiefer

Der mit 30.000 Euro dotierte Kunstpreis geht 2023 an den Künstler Anselm Kiefer, der sich in seinem Werk mit der deutschen Geschichte auseinandersetzt. Für die Entscheidung hagelte es Kritik: Es habe weniger das Werk des mitunter umstrittenen Malers und Künstlers eine Rolle gespielt, als die Politik, glaubt Kunstkritiker Carsten Probst. Kiefer ist unter anderem umstritten, weil sich seine Kunst stark an Werken von Joseph Beuys orientiert. Er malt außerdem schon seit einigen Jahren nicht mehr und lebt in Frankreich. Viele Kunstkritiker verstehen daher nicht, weshalb ihm der Preis verliehen wurde und vermuten darin weniger eine Ehrung seiner Arbeit, als ein politisches Signal für die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich.

 

10. NS-Raubkunst in Bayern

In der Bayerischen Staatsgemäldesammlung befinden sich nach Angaben der Partei Bündnis 90/Die Grünen 144 Werke mit bedenklicher Herkunft. Darunter auch das  Gemälde „Das bunte Leben“ von Wassily Kandinsky. Eine Kommission zur Aufklärung hat bereits herausgefunden und bestätigt, dass das Kandinsky-Gemälde einer in Amsterdam lebenden jüdischen Familie durch die Nationalsozialisten geraubt wurde. Das Werk aus dem Jahr 1907 gilt als eines der Hauptwerke Kandinskys (1866-1944) und wurde 1972 von der Bayerischen Landesbank erworben, die es der Städtischen Galerie im Lenbachhaus als Leihgabe zur Verfügung stellte. Ob das Bild nun zurückgegeben wird oder ähnlich zum Vorgehen des Osthaus-Museums in Hagen den Erben abgekauft wird, ist noch nicht klar. Es gibt in den kommenden Wochen immer wieder Sitzungen dazu. Das Thema der NS-Raubkunst ist in vielen Museen aktuell und wird derzeit stark aufgearbeitet.

 

11. Ehrung zum 75. Geburtstag Isa Genzkens

Die Künstlerin feiert ihren 75. Geburtstag mit einer Sonderausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Genzken zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart: Fünfmal nahm sie an der Venedig-Biennale teil, dreimal an der Documenta, 2014 zeigte das New Yorker MoMA eine große Retrospektive. Sie lebt und arbeitet in Berlin, tritt aus gesundheitlichen Gründen jedoch nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. In der Sonderausstellung werden bis zu ihrem Geburtstag am 27. November 75 ausgewählte Werke präsentiert. Darunter befindet sich auch ihre bekannte Skulptur „Pink Rose“. Diese steht vor dem Gebäude des Museums und thematisiert in leuchtendem Rosa unseren Umgang mit Schönheit und Ästhetik. Die Ausstellung findet direkt neben der Ausstellung „100 Werke für Berlin“ von Gerhard Richter statt – Genzken war seine Meister-Schülerin und später auch Ehefrau.

 

12. Galerist Rudolf Zwirner mit Ausstellung zum 90. geehrt

Der Galerist und Kunstmanager wurde mit einer Ausstellung im Palais Populaire in Berlin geehrt.  Die zweiwöchige Ausstellung „Leben in Bildern. Ein Portrait des Sehens für Rudolf Zwirner“ zeigte  unter anderem Arbeiten von Louise Bourgeois, Joseph Beuys, Dan Flavin, David Hockney, Jasper Jones, Gerhard Richter, Cy Twombly und Andy Warhol. Die Auswahl der Werke sollte die verschiedenen Stationen von Zwirners Leben in der Kunstwelt veranschaulichen. Der in Berlin geborene Galerist war seit Ende der 50er Jahre zunächst in Essen und dann in Köln tätig. Sein Sohn David Zwirner trat in seine Fußstapfen und gilt inzwischen als einer der bedeutendsten Galeristen der Welt. Er hat unter anderem Gerhard Richter unter Vertrag, der als jüngerer Künstler bereits mit Rudolf Zwirner zusammenarbeitete.

 

 

13. Gerhard Richters Birkenau-Zyklus wird dauerhaft in Oświęcim ausgestellt

Unweit des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau wird das Ausstellungshaus noch in diesem Jahr fertiggestellt. Öffentlich zugänglich ist die Ausstellung dann ab dem kommenden Jahr. Der Birkenau-Zyklus von 2014 gilt als eine der bedeutendsten und polarisierendsten Werksgruppen Richters. Darin übertrug er unter anderem heimlich aufgenommene Fotografien eines Insassen auf Leinwand, die die Verbrennung ermordeter Juden sowie nackte jüdische Frauen auf dem Weg in die Gaskammern dokumentieren.

 

14. Neue Kunstmesse „Women in Art Fair“ (WiAF)

Vom 11. – 14. Oktober 2023 wird die Messe unter dem Motto „Die Welt ist eine Familie“ erstmalig in London stattfinden. Dort werden ausschließlich Gemälde, Textilarbeiten, Fotografien und Skulpturen von zeitgenössischen Künstlerinnen ausgestellt und verkauft. Die Messe wurde von Jacqueline Harvey, ehemals Managing Director der Mayfair Galleries ins Leben gerufen, um Werke von Frauen in der Kunst sichtbarer zu machen. Der Wettbewerb um die 21 Stände der Messe war riesig, Galerien aus der ganzen Welt bewarben sich um einen Platz.

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